Kiefergelenke: Stimmt die Bisslage?

Das menschliche Kauorgan ist ungemein stark. Beim Zubeißen kann ein Druck von über 80 Kilogramm pro Quadratzentimeter entstehen. Zum Vergleich: Die Beißkraft eines Wolfs liegt bei „nur“ ca. 60 Kilogramm. Dabei reagieren unsere starken Kiefergelenke sehr empfindlich, wenn das Zusammenspiel von Ober- und Unterkiefer (Okklusion) gestört wird.

Unsere Kiefer sind stark – und sensibel

Die Kiefergelenke sind unser sensibelstes Gelenk. Wenn beim Kieferschluss die Zahnflächen nicht genau aufeinander passen und eine solche Störung der Bisslage länger bestehen bleibt, führt das zu chronisichen Beschwerden: Denn die kräftigen Kaumuskeln arbeiten gegen den „falschen Biss“ an und verkrampfen dabei.

Das überlastet die Gelenke, bereitet Schmerzen und führt zu Verschleiß. Durch die unnatürliche Muskelspannung verändern die Kiefergelenke zudem ihre Stellung, sodass die Bisslage sich immer weiter vom natürlichen Zustand entfernt.

Schmerzen, Verspannungen, orthopädische Beschwerden

Wird die Ursache nicht behoben, weitet sich die muskuläre Verspannung aus. Davon sind dann nicht nur die Kaumuskeln, sondern auch weitere Muskelgruppen betroffen. Denn die Kiefermuskulatur ist über die Wirbelsäule mit dem gesamten Körper verbunden. Besonders häufig betroffen sind Gesichts-, Nacken- und Rückenmuskeln.

Krank durch falschen Biss?

Dieses Krankheitsbild wird als CMD (cranio-mandibuläre Dysfunktion) bezeichnet. Neben den typischen CMD-Symptomen wie Kopf- Nacken und Gesichtsschmerzen kann ein „falscher Biss“ aber u. a. auch Migräne, Tinnitus oder Schwindel verursachen.

Zudem können sich die Probleme auf entfernte Bereiche ausweiten, wenn die „Schieflage“ der Zähne nicht korrigiert wird: Selbst ein Beckenschiefstand und ein scheinbar verkürztes Bein können ursprünglich vom „falschen Biss“ herrühren. (In der parietalen Osteopathie spricht man hierbei von einer absteigenden Problematik.)

So bringen wir alles wieder in die Balance

Um eine gestörte Kiefergelenksfunktion erfolgreich zu behandeln, müssen wir zuerst die asymmetrische Verschiebung von Ober- und Unterkiefer analysieren. Um die „Schieflage“ zu korrigieren, werden spezielle Aufbiss-Schienen angefertigt. Sie bringen die Bisslage wieder ins Gleichgewicht.

Die Schienen müssen über längere Zeit getragen werden, um Zähne und Kiefer wieder zurück in ihre natürliche Balance zu bringen. Doch die Disziplin zahlt sich für die Patienten aus: Im Laufe der Zeit entspannt sich die Muskulatur wieder, die Kiefergelenke werden nach und nach entlastet. In vielen Fällen können die Beschwerden vollständig überwunden werden.

Kooperation mit Physiotherapeuten

Wir arbeiten eng mit erfahrenen Physiotherapeuten in der Umgebung zusammen. Sie wenden – begleitend zur Behandlung in unserer Praxis – spezielle Therapien an, welche die Entspannung der Kaumuskulatur fördern und Schmerzen lindern.